Malerei
Malerei
Meine Malerei wächst in Schichten. Flüssige Farbe zu Beginn, dann Ölfarbe, unverdünnt mit Spachteln aufgetragen.
Durch Trocknen und erneutes Schichten entstehen Farbflächen, durch ihr Zusammentreffen auch Linien, doch nicht aus
der Beobachtung des Realen. Form follows Farbe. Gleiche Farbklänge in Serien oder auch Diptychen, diese fast immer
quadratisch und rechteckig. Meine Malerei will sich nicht auf ein Bildformat, einen einzigen Bildraum beschränken. Ich male
auf dem Boden, von allen Seiten her. Farbräumliche Tiefe entsteht, keine perspektivische, die sich aus einem zuvor
Gesehenen ableiten ließe, Formen, die auf keine bestimmte Gegenständlichkeit festzulegen sind. Zwei Bildformate, die
im Zusammenspiel ihrer Farbklänge einander antworten. Die Betrachter sind frei zu fragen.
Ausstellung in der Galerie ROOT
Schichtwechsel
Christoph Primm Abstrakte Ölmalerei
Bettina Lüdicke Raumskulpturen
Vernissage mit Künstlergespräch am Montag den 17. März um 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 11. März bis 9. Mai 2025
mehr Infos >> Flyer (PDF)
Galerie ROOT
Schillerstraße 34
10627 Berlin
www.root-galerie.de
Öffnungszeiten:
Dienstag 16.00 bis 19.00 Uhr
Mittwoch 10.00 bis 13.00 Uhr
Donnerstag 12.30 bis 13.30 u. 14.00 bis 18.00 Uhr
Interview
Christoph Primm spricht im Atelier über seine Malerei:
Video ansehen
Kaleidoskop der Malerei
Christoph Primm ist ein Meister des Motivs. Ich habe mich oft gefragt: Weshalb braucht er
diese Skizze oder diese Objekte um seine Bilder zu malen? In der zeichnerischen Umsetzung
eines Motivs erfährt es bereits die erste Abstrahierung. Schon hier wird klar:
Es geht nicht um das Motiv. Und doch ist es unerlässlich. Es wird dann zum Anlass
für ein Bild, wenn rund um das Motiv möglichst viele unwichtig erscheinende
Details zeichnerisch festgehalten werden können, die von dem eigentlichen
Motiv zunächst ablenken. Diese Details bilden in der Zeichnung eine bestimmte
Linien- und Flächenstruktur, die Christoph Primm in seinen Bildern virtuos
in malerische Oberflächengeflechte umsetzt. Ein Bild ist fertig, wenn ein
bestimmter Grad der Verdichtung erreicht ist.
Wie ein Brilliant sein Feuer im Licht entfacht, brechen sich bei Christoph Primm
an seinen Bildoberflächen die Farben. Die Farbe sprengt sich in unzählige,
miteinander verwobene Schichtungen auf. Christoph Primm ist ein Meister der Farbe!
Wenn man sich Christoph Primms Bilder anschaut, meint man die Malerei durch ein
Kaleidoskop zu betrachten: Immer wieder neue Kombinationen ergeben sich durch eine minimale Drehung.
Die logische Umsetzung dieses Prinzips ist die Serie: Einer Kaskade an Bildern liegt ein und dasselbe Motiv zugrunde.
Christoph Primm ist also ein Meister der Malerei! Er hat sich eine klare eigene künstlerische Sprache entwickelt.
Sie überzeugt durch ihre Vielschichtigkeit, durch ihre Dichte, durch ausgeklügelte Farbspannungen im Bild,
wo jede Stelle durch und durch malerisch ausgearbeitet ist. Ein wahrer Augenschmaus, der jeden in den Bann zieht.
Ich ernenne ihn sehr gerne zu meinem neunten Meisterschüler und bin mir sicher, dass sich sein Erfolg
kaskadenartig vervielfältigen wird!
Berlin, im Januar 2011
Ute Wöllmann, Akademieleiterin
drüber & drunter
Auszug aus der Rede von Dr. Simone Tippach-Schneider zur Eröffnung
der Ausstellung
"drüber & drunter" zusammen mit Marita Czepa in der Galerie ROOT im März 2014
Auf der einen Seite der Ausstellung sehen wir Bilder mit farbintensiven abstrakten
Motiven von Christoph Primm. Seine Stärke ist das Spannungsverhältnis
von Farbe und Struktur. Er schichtet sie zu komplexen Kompositionen und macht
das Malerische selbst zum Gegenstand der Betrachtung. ....
....Auf den ersten Blick sind seine Bilder gestische Abstraktionen. Auf den
zweiten Blick lässt sich in den Bildern ebenso Zeichenhaftes entdecken.
Das Zeichenhafte ist aber nicht vordergründig, vielmehr schafft Primm
in ungleichen Schichten eine kontrastreiche Farbstimmung von Gelb-, Orange-
und Türkistönen, die bei den Betrachtern verschiedene Assoziationen
auslösen. Die offenen Bildformen aktivieren zum Miterleben des Farbvortrags
und des Malvorgangs.
Bei den Bildern von Christoph Primm fühle ich mich in die Zeit von Informel
und Tachismus versetzt, eine Kunstrichtung, die vor der Mitte des vergangenen
Jahrhunderts in Frankreich und Deutschland als europäische Variante der
ungegenständlichen Kunst entstanden war. Dabei handelt es sich um eine
Form der abstrakten Kunst, bei der der Künstler versucht, spontane Empfindungen
auf der Leinwand darzustellen und beim Auftragen von Farbe jede rationale
Bezugnahme zu vermeiden. Im künstlerischen Mittelpunkt steht der Malprozess,
der unbewusste oder auch spontane Ausdruck psychischer Befindlichkeit. Das
trifft auf Christoph Primm zu, wenn er sagt, er befinde sich im Bild oder
das Bild gebe ihm den Titel oder er reagiere direkt auf die Formen und Farben.
Statt Pinsel benutzt er Spachtel, die mit verschiedenen leuchtend-kontrastierenden
pastosen Farben bestückt, unregelmäßige, lückenhafte
und raumeinnehmende Spuren hinterlassen.
Er setzt und schichtet die unverdünnten Farben übereinander und
gegeneinander. Von den ersten Ansätzen, aus denen sich alles entwickelt,
bleiben später nur wenige Farbereignisse sichtbar.
Die Farbwerte selbst sind überlegt, denn Weiß oder ins Helle gemischte
Farben wird der Betrachter später als Lichtpunkte oder als Vordergrund,
dunkles Grün und kräftiges Rot als Farbmomente in der Tiefe und
Schwarz als Schatten empfinden. Was sich abstrakt und in der Fläche entwickelt
wird der am räumlichen Sehen geschulte Betrachter als farbige Bewegungen
und Farbspiele in einem dreidimensionalen Bildraum erkennen. Und oft vermitteln
einzelne völlig abstrakte Strukturen wie Senkrechte und Waagerechte,
Linienspiele, Kreise, Ellipsen in einer zufälligen Reihungen auch gegenständliche
Bezüge.
Bei Primm befinden wir uns also in einem Zwischenreich von gegenständlichem
und informellem Bildraum, das an die Malerei der Gruppe CoBrA erinnert. Und
es ist kein Zufall, dass Primm den dänischen Maler Asger Jorn zu seinen
Vorbildern zählt, der Gründungsmitglied der Künstlergruppe
CoBrA war. In leuchtenden, dick aufgetragenen Farben, zeigten seine Gemälde
häufig spukhafte Wesen, die zwischen Tier und Mensch festzumachen sind.
Es gibt keine Kunst, die voraussetzungslos ist, und so lassen sich bei Primms
ausdrucksstarken Arbeiten durchaus Prallelen entdecken. Wenn zum Beispiel
die Farbschichten beginnen, ein Eigenleben zu führen. Obwohl die Bilder
ganz von der Farbe und dem gestischen Auftrag bestimmt sind, zaubert uns die
Phantasie kleine Gestalten in die Bilder, als würden die Farben die Formen
an sich reißen und die gespeicherten Assoziationen in unserem Gedächtnis
ungefragt abrufen.
Velivoli – Die Kunst abzuheben.
Eine Ausstellung von Eva Erbacher und Christoph Primm in der Galerie
Root.
Christoph Primm arbeitet seit langer Zeit mit Ölfarbe, die er nicht mit dem
Pinsel auf-bringt. Er bevorzugt den pastosen Farbauftrag mit Spachteln und
verzichtet daher auf die Verwendung von Malmitteln oder Verdünnern. Da Farbe
pur verwendet wird, zieht sich der Entstehungsprozess über einen langen Zeitraum
hin, müssen die einzelnen Farbschichten doch erst aushärten, um trocken in
zahlreichen Schichten überarbeitet werden zu können. Durch den geradezu reliefhaften
Farbauftrag auf einer durch Farbe selbst modellierten Oberfläche kommt es
weder zur Ausbildung von homogenen, glatten Flächen noch zu durchgehenden
Linien. Christoph Primm entwickelt einen wie zerfasert wirkenden Auftrag häufig
stark kontrastierender Far-ben, der eine flirrende, unruhige und mehrdeutige
Gestaltung erzeugt. Die Bildfläche ist kompakt gefüllt und lässt eher durch
die Farbwirkung denn durch konstruierte Perspektiven zuweilen eine räumliche
Wirkung aufscheinen. Die Gemälde sind geprägt von einer kraftvollen Arbeitsweise
und einer Rhythmisierung der in der Regel starkfarbigen Kompositionen. Insbesondere
für seine Arbeitsweise lässt sich der Begriff Abstraktion nicht anwenden,
da er nicht vom Motiv ausgeht, sondern vielmehr additiv Farbe aufträgt und
damit neue Strukturen schafft, die eine eigenständige Welt zu bilden scheinen,
in der eigene Gesetze zum Tragen kommen.
Auszug aus der Rede von Dr. Martin Steffens zur Eröffnung der Ausstellung
"velivoli - die kunst abzuheben" zusammen mit Eva Erbacher im Februar
2013 in der Galerie ROOT am Savignyplatz
Cutlog 2011
Texte de candidature pour le prix ARTE- Cutlog 2011
Ma peinture est peinture à l’huile avant tout.
Travaillée au couteau de palette, je cherche à respecter la consistance propre à cette couleur.
Les formes prennent naissance au gré d’un long travail qui consiste à superposer de multiples couches
de peinture tout en observant les temps de séchage nécessaires. Les éclats de couleur resultant de cette
technique donnent à voir des formes qui n’ont besoin de nul motif préalable – elles font plutôt penser
à des images de caleïdoscope …
Christoph Primm – nominé pour le prix ARTE – Cutlog – Paris 2011
Ausstellung // Galerie ROOT 2011
…Primm schichtet Farben und Flächen neben- und übereinander, in additiven
Verfahren baut er mit Farbe Formen und Strukturen. Sämtlich ungegenständlich
hat sich diese gespachtelte Malerei von jeder Darstellung verabschiedet. Anti-illusorisch,
kein Motiv, kein Ausgangspunkt und keine Referenz zu kollektivem Bildgut.
Konsequent, dass seine Bilder keine Titel tragen. Es soll sich nicht eine
Bedeutung vor das Bild schieben. Ein Bild von Christoph Primm ist eine Komposition
aus Farben und Flächen, sie verweist rein auf sich selbst und ist sich darin
selbst genug.
Den Bildern von Christoph Primm geht es nicht um ein Erkennen, nicht um eine
Erzählung. Es geht allein um den Klang der Farben und darum, wie das Neben-
und Übereinander der Farben die Formen zum Tanzen bringt. Auf einigen Bildern
sehe ich vibrierende Farbflächen, die sich in einer ausgewogenen, harmonischen
Komposition zu einem Reigen mit einer ganz besonderen Energie fügen.
Rein abstrakt. – Kann man bei Christoph Primms Bildern wirklich davon sprechen
sie seien abstrakt? Wenn man Abstraktion in seiner ursprünglichen Wortbedeutung
von "abziehen", reduzieren, nimmt, wie bei Mondrian, der nach monatelanden
Studien eines Baumes und einer Kirche feststellte, dass sich alle Erscheinungen
der sichtbaren Welt in schwarzen senkrechten und waagerechten Linien darstellen
ließen – dann ist ‚abstrakt’ keine Eigenschaft, die Primms Bilder charakterisiert.
Er geht den Weg ungegenständlicher Malerei – bedient sich autonom der malerischen
Mittel ohne jeden Gegenstandsbezug.
Auf farbige Flächen auf der Leinwand reagiert Christoph Primm – aus der Farbe
entwickelt sich bei ihm die Form …: "entwickelt sich" weil es bei
Christoph Primm, so denke ich kein intentionales Geschehen ist, sondern ein
intuitives, das sich Bahn bricht. …
Auszüge aus der Rede von Dr. Silke Feldhoff zur Eröffnung der Ausstellung
von Astrid Bathe und Christoph Primm in der Galerie ROOT am Savignyplatz,
Dezember 2011